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Bildungsbereiche im U3-Bereich

Das Freispiel

Im Krippenbereich nimmt das Freispiel einen sehr großen Raum ein. Dabei ist diese Zeit für die Kinder viel mehr als „nur spielen“. Sie bietet ihnen die Chance, sich mit der Welt auseinander zu setzen, Dinge auszuprobieren und ihre Umwelt zu erkunden. Die Kinder befinden sich hierbei in einer lernenden Gemeinschaft mit anderen Kindern und Erwachsenen, die mit und voneinander lernen. In der Freispielzeit entscheidet das Kind selbst womit, mit wem und wie lange es spielt. So bekommt es ein Gefühl für seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen.

 

Es lernt diese gegenüber Gleichaltrigen und Erwachsenen nach ihrem Entwicklungsstand zu äußern und zu vertreten. Hierbei erwerben die Kinder positives Selbstkonzept. Sie finden ihre eigene Identität und lernen, auf andere Rücksicht zu nehmen und üben den sozialen Austausch mit anderen Kindern. Durch seine kindliche Neugier hat das Kind Interesse, Dinge auf ihre Funktion zu untersuchen und es beginnt Zusammenhänge zu erkennen und zu hinterfragen. Wir bieten den Kindern viele verschiedene Spielmaterialien an und tauschen sie je nach Interesse der Kinder immer wieder aus.

 

Ein Zitat von Rudolf Joseph Lorenz Steiner beschreibt, welch große Bedeutung das freie Spiel für eine gelungene Entwicklung des Kindes hat: „ Aus der Art, wie das Kind spielt, kann man erahnen, wie es als Erwachsener seine Lebensaufgabe ergreifen wird.“

 
Sprache und Literacy

In den ersten drei Lebensjahren werden entscheidende Weichen für die sprachliche Entwicklung gestellt. Sprachkompetenz ist eine wesentliche Voraussetzung für eine volle Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen Leben. Unsere Aufgabe ist dabei, die Kinder in ihrem Spracherwerb zu unterstützen und ihnen ein gutes Vorbild zu sein. Handlungen und Spiel werden von der Erzieherin sprachlich begleitet. So fühlt sich das Kind verstanden und ernst genommen. Außerdem achten wir auf „sprachfreundliche Räume“. Wir erreichen dies mit gezielt wechselnden Anregungen und Requisiten, die die Sinne der Kinder anregen und dadurch zum Sprechen ermuntern: Die Sonne ist hell, die Wolle ist weich, der Stein ist hart… Dinge und ihre Funktionen werden benannt, Alltagsgegenstände werden aktiv genutzt.

 

In Kleingruppen betrachten wir Bilderbücher, singen Lieder, spielen Finger- und Kreisspiele und erzählen Geschichten aus dem Säckchen. Im Gruppenraum befindet sich auch eine Bücherecke, die für die Kinder jederzeit zugänglich ist. Im Krippenalltag begegnen den Kindern immer wieder Buchstaben, somit wird jetzt schon in der frühen Kindheit der Schriftspracherwerb gefördert. Am Garderobenplatz und an ihrem Wickelfach befindet sich neben ihrem Foto auch ein Schild mit ihrem Namen in Großbuchstaben. Durch die visuelle Wahrnehmung ihres Fotos und der Buchstaben ihres Vornamens entsteht eine Verbindung und sie verknüpfen diese Buchstaben mit sich selbst. Sprache gilt als Tor zur Welt, wir können schon bei den Jüngsten den Grundstein hierfür legen.

 

Mathematische Bildung

Sicherlich werden wir in der Krippe noch nicht mit Zahlen rechnen, jedoch begegnet uns die Mathematik häufig in unserem Alltag. Mit verschiedenen Materialien wie zum Beispiel Steckspielen zu Farben, Formen und Mengen oder beim Auffädeln von Perlen und Sortieren von Mengen, bieten wir den Kindern die Möglichkeit, zu experimentieren und erste Erfahrungen zu sammeln. Durch die Eigenmotivation des Kindes wird spielerisch der nachhaltige Lerneffekt erreicht. Das Kind begegnet der Mathematik somit unbewusst und völlig unvoreingenommen.

 

Religiöse Bildung

Als evangelische Einrichtung liegt uns die Vermittlung des christlichen Glaubens und der christlichen Werte sehr am Herzen. Deshalb findet religiöse Bildung bei uns von Anfang an statt.

 

Dabei stehen nicht unbedingt kognitive Inhalte der religiösen Bildung im Vordergrund, sondern vielmehr das sinnliche Erleben. Die Kinder erfahren Gott in verschiedenen Angeboten im Morgenkreis, beim Gebet vor dem Essen, beim Feiern von Festen im Jahreskreis… Wir feiern den Geburtstag der Kinder. Sie sollen ihre Einzigartigkeit spüren: „ So wie ich bin, hat Gott mich gewollt. So bin ich richtig“. Wir feiern die Feste des Kirchenjahres und gestalten zusammen mit der Kirchengemeinde und dem gesamten Kindergartenteam Familiengottesdienste. So möchten wir den Glauben wie ein Samenkorn in jedes Kind legen, und ihm die Chance geben, im christlichen Glauben eine Heimat zu finden.

 

Musische Bildung

Kinder begegnen mit Neugier und Faszination der Welt der Musik. Von Anfang an reagieren sie auf Geräusche, Töne und Klänge und haben daran ihre Freude. Wenn Kinder Musik hören, setzen sie sich spontan dazu in Bewegung. Somit ist Musik ein Teil ihrer Erlebniswelt. Im aktiven Umgang mit Musik wird die gesamte Persönlichkeit des Kindes gefördert.

 
Singen:

Wir begleiten alle Übergangssituationen, wie zum Beispiel das Aufräumen, Hände waschen, in Liedform. Das macht vor allem kleineren Kindern Übergänge einfacher, da immer das gleiche Lied mit gleichem Text, den entsprechenden Übergang begleitet. Im Morgenkreis singen wir jeden Morgen unser Begrüßungslied, außerdem themenbezogene Lieder und Singspiele.

 

Musizieren:

Im Morgenkreis, aber auch in der Freispielzeit oder in der Kleingruppe, begleiten wir unsere Lieder mit Instrumenten. Klangschale, Klanghölzer oder das große Xylophon werden von den Kindern gerne ausprobiert. „ Wenn ich fest auf die Klangschale schlage, ist der Ton laut“. „Wenn ich sachte schlage, dann ist der Ton ganz leise.“ Es macht ihnen Freude, ihren selbst erzeugten Tönen zu lauschen.

 

Musik und Bewegung:

Gerade noch sehr kleine Kinder können vielleicht noch nicht mitsingen, aber sie können sich zur Musik bewegen, klatschen, festgelegte Bewegungsabfolgen zu Liedern nach- und mitmachen.

 

Bewegungserziehung

Im ersten Lebensjahr schreitet die motorische Entwicklung des Kindes mit rasanten Schritten voran. Von noch nicht selbstgesteuerten, reflexhaften Bewegungen, über das bewusste Greifen, sich um die eigene Achse Drehen, Sitzen, Krabbeln und schließlich aufrecht Stehen bis hin zum Laufen. In den ersten Lebensjahren sorgt der natürliche Forscherdrang des Kindes dafür, dass es immer in Bewegung ist. Bewegung ist für Kinder das Mittel, um Wissen über ihre Umwelt zu erlangen, ihre Umwelt zu begreifen und Kenntnisse über sich selbst und ihren Körper zu erlangen. Bewegungserfahrungen sind für die Gesamtentwicklung des Kindes entscheidend. Sie haben Einfluss auf ein positives Selbstkonzept. Für jeden Menschen ist es ein gutes Gefühl, etwas selbst bewirken zu können. Das Gefühl: „ Ich schaff das schon ganz alleine“, gibt Kindern Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Als pädagogischer Schwerpunkt in unserer Krippengruppe gilt unsere Bewegungslandschaft.

 

Sie bietet ganz kleinen Kindern sowie den größeren, schon fast dreijährigen, eine Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten, Sinneserfahrungen aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Die Bewegungslandschaft steht den Kindern während der gesamten Freispielzeit uneingeschränkt zur Verfügung. Einmal in der Woche nutzen wir den Bewegungsraum des Kindergartens. Dort bietet sich den Kindern die Möglichkeit, mit verschiedenen Turngeräten, wie zum Beispiel mit Bällen, Luftballons, Reifen oder der Langbank, Bewegungserfahrungen zu machen.

 

Naturerfahrung

Während des Freispiels im Außengelände oder bei Spaziergängen in der näheren Umgebung nehmen die Kinder ihre Umwelt, das Wetter und auch die Jahreszeiten bewusst war und werden durch das gemeinsame Erleben dafür sensibilisiert. Wir beobachten das Wachsen und Blühen der Pflanzen. Bei Spaziergängen suchen wir die ersten Frühlingsblüher in den Vorgärten. Im Herbst sammeln wir Kastanien und füllen damit eine Wanne als Kastanienbad…

 

Auf unseren Spaziergängen besuchen wir Hühner und Pferde, hüpfen durch Pfützen und finden dabei ab und an auch einen Regenwurm, den die kleinen Forscher gerne ganz genau beobachten. Durch die abwechslungsreichen Eindrücke im Freien setzen sich die Kinder ständig mit verschiedenen Naturmaterialien auseinander. Dabei machen sie unterschiedliche Sinneserfahrungen und eignen sich durch ihre Handlungen dabei eigenes Wissen über die Natur an. Es ist uns sehr wichtig, bei jeder Witterung (Matschhose und Gummistiefel) mit den Kindern nach draußen zu gehen, so wird auch zusätzlich ihr Immunsystem gestärkt.

 

Gesundheitserziehung

Wir möchten die Kinder für eine bewusste Achtsamkeit für den eigenen Körper sensibilisieren.

 

Von großer Bedeutung ist es dabei, dass die Kinder Essen als Genuss empfinden und mit allen Sinnen wahrnehmen dürfen. Sehr kleine Kinder empfinden es noch als lustvoll, mit den Fingern zu essen, während ein größeres Kind stolz darauf ist, wenn es seine Mahlzeit schon mit dem Löffel in den Mund schieben kann. Dabei legen wir großen Wert auf eine gemeinsame Tischkultur. Wir beginnen die Mahlzeiten gemeinsam mit einem Gebet und achten auf altersentsprechende Tischregeln. Für unseren „Gesunden Freitag“ bereiten wir gemeinsam mit den Kindern das Frühstück zu. Dabei lernen die Kinder Hygieneregeln, wie das Hände waschen vor der Zubereitung und vor und nach den Mahlzeiten. Bei der Auswahl der Speisen achten wir sehr auf Abwechslung und Ausgewogenheit. Vor allem aber ist es uns wichtig, den Kindern ein Vorbild zu sein und ihnen eine wertschätzende Haltung gegenüber Nahrungsmitteln zu vermitteln.

 

Ästhetik und Kreativität

Schon früh beginnen Kinder „ bildnerisch zu gestalten“ Sie hantieren mit Stiften, hinterlassen mit Fingern oder Stöckchen Spuren im Sand, beginnen schließlich mit Stiften zu kritzeln, also schnell und kraftvoll Spuren zu hinterlassen. Für die Kinder steht dabei nicht das Ergebnis im Vordergrund, sondern das Tun und Schaffen selbst. Mit dicken Buntstiften, Wachsmalkreiden, Wasser- und Fingerfarben geben wir den Kindern auf verschiedene Art und Weise die Möglichkeit, ihre Kreativität zu entfalten. Auch in die Raumgestaltung beziehen wir die Kinder aktiv mit ein. Sie freuen sich und fühlen sich in ihrem kreativen Schaffen wertgeschätzt, wenn der Gruppenraum mit ihren Werken gestaltet ist.

 

In allen Bildungsbereichen ist es unser Ziel, dem Kind ein positives Selbstbild und Selbstkonzept zu vermitteln. Das Kind soll spüren: „Ich bin wertvoll! Ich bin liebenswert! Ich bin kompetent! Ich bin verantwortungsbewusst.“

 

Führe dein Kind Immer nur eine Stufe nach oben.

Dann gib ihm Zeit zurückzuschauen und sich zu freuen.

Lass es spüren, dass auch du dich freust, und es wird mit Freude die nächste Stufe nehmen.

 

Franz Fischereder